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Freitag, 1. Juni 2018
Ganz ehrlich - ich finde das Thema Religion äusserst spannend. Bin selbst manchmal etwas abergläubisch, versuche ans Karma zu glauben, gehe gerne in Kirchen und schaue mir diese an. Ich zünde Kerzen an, für meine Lieben und wurde als Kind doch einigermassen religiös erzogen. Bin es aber nicht. War es wohl auch nie und werde es wohl auch nicht mehr werden. Spätestens wenn ich mir das Schicksal meiner ehemaligen besten Freundin betrachte, kann ich nicht nachvollziehen, wie man sein Leben in die Hände eines "höheren" Wesens legen möchte, bei welchem alles aus einem bestimmten Grund geschieht.

Long Story short - melde dich bei deiner Freundin, die Krebs hat um dich zu erkunden wir es ihr geht - so, dass sie dir "im besten Falle" von sich aus von Ihrer Krankheit erzählt, damit du für sie da sein kannst, damit sie weiss, dass man hinter ihr steht. Finde die richtigen Worte, dass sie nicht merkt, dass du es bereits weisst. Betreibe Smalltalk wie immer aber sei genug fordernd und offen, dass sie dir ihr Schicksal offenbart und dich in die Verantwortung zieht. Obwohl du keine Ahnung hast wie du damit umgehen sollst und ob du das überhaupt kannst.

Was bitte schön sagt man zu jemandem der Krebs hat....??
"Keine Sorge, wird schon wieder" ... *kotz*
"Du musst kämpfen" ... eine andere Wahl hast du ja nicht...
"Tu es für deine Familie" ... deine beiden kleinen Töchter brauchen dich und dein Mann schafft das nicht alleine
"Du hast schon so viel Scheisse überstanden, auch das schaffen wir" ... stimmt... du bist ohne Vater aufgewachsen, hast dich mit deiner Mutter verstritten und wieder versöhnt, den Krebs deiner Mutter überstanden, den du nun geerbt hast, dein Kind wenige Tage nach der Geburt zu Grabe getragen - wir dachten es kann nicht mehr schlimmer kommen.
"du arme... wieso bloss" ... als ob es darauf jemals eine Antwort gäbe
"Womit hast du das verdient" ... ach ja da gab es diesen einen Vorfall in der Oberstufe... -.-
"ich bin für dich da" ... nur wie??
"Wir stehen das gemeinsam durch" ... was leider auch nicht stimmt, denn mit der Krankheit ist jeder am Ende doch allein, egal wie gross die Unterstützung ist

Was bitte schön sagt man... Ich bin schlicht und ergreifend überfragt und überfordert. Aber das ist nicht die Frage. Das ist auch keine Alternative. Nein - ich bin da. Irgendwie. Immer.

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Edit.

Da gehe ich Mittagessen mit meinen Arbeitskollegen und platze mitten in eine Diskussion über Religionen. Welch ironische Wendung.

Mein Mitarbeiter ist Buddhist. Das war mir bisher nicht bekannt. Daher haben wir eine lange Diskussion / Lehrstunde zu diesem Thema erhalten. Buddhisten glaube daran, dass Karma auch von früheren Leben sich im aktuellen Leben rächen kann. Was so einiges erklärt. Ich glaube, ich mag Buddha irgendwie. Dennoch lasse ich die Finger vom Thema Religion.

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Das ist unser gesellschaftliches Problem: Krankheit und Tod sind tabu. Daher lernen wir nicht, bei (Leb)Zeiten ordentlich damit umzugehen und stehen ganz fix rat- und sprachlos da.

Ich drücke die Daumen.
(Ich hatte letztes Jahr so einen Moment mit "Luft weg, was nu".)

Und so sehr ich die Idee von Karma mag (und mich dran erwärme, daß paar Familienmitglieder später mal superwarm aufgehoben sein werden), ich glaube dennoch, es es manche immer wieder schaffen, auf die Butterseite zu fallen.
SOOOO viel Gutes können die gar nicht vor x Leben getan haben, sonst wären sie ja bereits nimmer Mensch. Aber kompliziertes Thema.

Ich werde weiterhin Gelsen uä erschlagen, auch wenn die eine Seele haben und das dann nicht für meine gut sein wird.

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Ich glaube nicht zwingend, dass es ein gesellschaftliches Problem ist... sondern eher, dass es etwas betrifft und Reaktionen und Gefühle auslöst, die man sich einfach unmöglich vorstellen kann und dass es Situationen umfasst, in die man glücklicherweise im besten Falle nie gerät. Daher ist ein "ich weiss wie du dich fühlst" einfach nicht möglich, weil man es sich auch mit dem grössten "Willen" nicht vorstellen kann.

Ja, ich drücke auch die Daumen. Alles andere... ergibt sich und kann auch nicht beeinflusst werden.

Ja, das mit dem Karma und dem Ausgleich mit selbigem ist so eine Sache.

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Ich hab beobachtet, daß es je nach Kultur "besser" oder "schlechter" mit solchen Themen umgegangen wird.
Ich seh auch immer das Entsetzen bei den Kunden, wenn sie entdecken, daß die Wiener gerne am Friedhof spazieren gehen... Die Wiener und der Tod - eine ganz besondere Geschichte ; )

Generell wird in unseren Breitengraden über (zu) vieles geschwiegen. Man könnte es ja herbeireden oder wasweißich. Aber egal - wichtig ist, daß es der Freundin besser geht und nicht, wie der Rest der Welt reagiert, wobei es leider wie so bei vielen Krisen ist: es trennt sich die Spreu vom Weizen...

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Ja, das glaube ich auch, dass hier die kulturellen Unterschiede sicherlich zu spüren sind. Und natürlich auch die menschlichen an und für sich.

Bei unserem letzten Städtetripp kam es auch zu solchen Momenten. Meine Gruppe verstand nicht, weshalb ich mit gerne einen der Friedhöfe von Kopenhagen anschauen mochte. Für mich hingegen gehört das bei vielen Trips einfach dazu, weil diese Orte immer solch Ruhe und Frieden ausstrahlen. Und wieso sollte man den Toten nicht die Ehre erweisen.
Meine Kollegen fanden dies teilweise etwas irritierend. Meine Wenigkeit hingegen fand es dann doch etwas unpassend, dass auf dem Friedhof eine Yoga-Gruppe auf dem Rasen ihre Übungen vollführte. Das gehört für mein Verständnis dann doch an einen anderen Ort.

Ach, wie der Rest der Welt reagiert ist sowieso grundsätzlich egal. Ausser man sitzt an der Macht ... dann sollte man seine Entscheidungen wohl etwas mehr überdenken. Aber grundsätzlich, was persönliche Dinge betrifft, halte ich es für sinnvoll auf sich selbst zu achten und den Rest elegant zu ignorieren.

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